Deutscher Baumarkthandel kann 2013 Vorjahresergebnis nicht bestätigen

Der Baumarkthandel in Deutschland konnte im Geschäftsjahr 2013 die Umsatzentwicklung des Vorjahres 2012 nicht bestätigen und bleibt hinter dem Gesamtbruttoumsatz des Vorjahres um 2,9 Prozent zurück. Wetterbedingt starke Umsatzrückgänge zu Jahresbeginn, besonders Verluste in den Warengruppen des Gartenbereichs, und die Auswirkungen der Insolvenz der Baumarktgruppe Praktiker/Max Bahr zeichnen entscheidend für das Gesamtjahresergebnis verantwortlich. Die aktuelle Branchenentwicklung gab der BHB – Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten e.V. am 10. März 2014 in Köln bekannt.

Für 2014 zeigen sich Verband und Branche zurückhaltend optimistisch. Die Branche werde angesichts der abwandernden Umsätze der Praktiker-Gruppe in 2014 kein Wachstum erzielen. Die Unternehmen selbst würden jedoch teilweise deutliche Umsatzsprünge realisieren können.

Nach den Ergebnissen des in den vergangenen Jahren angewandten BHB-GfK-Panels verzeichnete der deutsche Baumarkthandel 2013 mit einem Gesamtbruttoumsatz von 18,06 Milliarden Euro ein im Vorjahresvergleich nominales Umsatzminus von 2,9 Prozent, bei bereinigter Betrachtung einen Rückgang von minus 2,6 Prozent (bereinigt minus 0,7 Prozent ohne Umsätze des Praktiker-Konzerns).

BHB und GfK stellen Erhebungsmethodik um

Auf Grundlage der neuen Marktanalysen des jetzt zum Jahreswechsel 2013/2014 erstmals neu eingeführten GfK-Total-Store-Reports 2013 der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) konnten die deutschen Bau- und Heimwerkermärkte 2013 jedoch einen Gesamtbruttoumsatz von 18,78 Milliarden Euro (Umsatzplus zu 2012 von 0,1 Prozent) erzielen, auf bereinigter Verkaufsfläche entwickelte sich der Umsatz der Bau- und Heimwerkermarktbranche mit minus 0,6 Prozent hingegen rückläufig.

BHB und GfK haben die Erhebungsmethodik fortentwickelt und jetzt zum Jahreswechsel 2013/2014 das langjährige BHB-GfK-Panel durch den neuen GfK-Total-Store-Report ersetzt. Nach über 15 Jahren Berichterstattung durch das Panel basiert der GfK-Total-Store-Report auf monatlichen Verkaufszahlen, die nun direkt aus den Warenwirtschaftssystemen an die GfK gemeldet werden. Die GfK übersetzt diese zentral in eine weltweit einheitliche Warengruppenstruktur. Im bisherigen BHB-GfK-Panel erfolgte die Zuordnung der Umsätze zu den Warengruppen noch im Handelssystem, und zur Auswertung an die GfK wurden aggregierte Werte weitergegeben. Die neue Methode wurde nun nach einer fast zweijährigen Analyse- und Abstimmungsphase für den deutschen Markt realisiert. Dadurch wird einerseits die objektive und neutrale Zuordnung und Verarbeitung aller Händlerdaten durch die GfK sichergestellt und eine internationale Standardisierung ermöglicht. Zudem wird die Darstellung durch die Ausweitung von bislang 15 auf jetzt 22 Hauptwarengruppen ausgeweitet und transparenter. Die Unterschiede zwischen den Werten im alten Panel und den Zahlen im neuen GfK-Total-Store-Report sind vielfältig und variieren zudem von Unternehmen zu Unternehmen. Nicht immer wurden in der Vergangenheit alle Warengruppen vollständig erfasst und auch die Anzahl der gemeldeten Filialen variierte. Mit dem neuen GfK-Total-Store-Report werden nun auch alle Services erfasst.

Wetterbedingt starke Umsatzverluste zu Jahresbeginn sind Hypothek für das Gesamtjahresergebnis

Mit Blick auf die Bilanz des Geschäftsjahres 2013 zeigen sich Verband und Branche in Anbetracht der Ausgangssituation zu Jahresbeginn in der Gesamtschau nicht unzufrieden. „Trotz eines wetterbedingt historisch schlechten Jahresstarts 2013 hat es die Branche in Deutschland geschafft, mit innovativer Vertriebsarbeit und einem attraktiven Angebotsportfolio die Kunden anzusprechen, das gute Konsumklima zu nutzen und so im weiteren Jahresverlauf wieder Umsatzzuwächse zu erzielen, mit der die Branche zum Jahresende zufrieden sein kann“, betont der Sprecher des BHB-Vorstandes Erich Huwer. Zwar sei man zum Jahresstart von einem geringen nominalen Umsatzwachstum zwischen 1,0 bis maximal 2,0 Prozent ausgegangen. Angesichts der vorgefundenen Rahmenbedingungen 2013 und nicht zuletzt infolge der Insolvenz der Baumarktgruppe Praktiker/Max Bahr sei es der Branche aber nicht möglich gewesen, das Geschäftsjahr 2013 mit einem besseren Gesamtjahresergebnis abzuschließen.

Ausschlaggebend für die Gesamtjahresbilanz 2013 waren insbesondere wetterbedingte Umsatzeinbußen in den Monaten Januar bis März sowie ein zu kühler und verregneter Frühsommer – Umstände, die in der mangelnden Nachfrage jahreszeitlich passender Sortimente resultierten. So führten – laut GfK-Total-Store-Report – im 1. Quartal 2013 deutlich zu niedrige Temperaturen und zu hohe Regenmengen zu spürbaren Umsatzrückgängen in den Monaten Januar (minus 1,9 Prozent), Februar (minus 1,6 Prozent) und insbesondere März (minus 23,1 Prozent), hervorgerufen insbesondere durch fehlende Kundennachfrage bei den Gartensortimenten. In den Monaten April bis einschließlich November konnten die deutschen Bau- und Heimwerkermärkte die Umsatzentwicklung stabilisieren und kontinuierlich monatliche Umsatzzuwächse erwirtschaften, mit den größten Zuwächsen in den Monaten Juli (plus 10,3 Prozent), April (plus 6,9 Prozent) und November (plus 5,7 Prozent). Die höchsten absoluten Umsätze erzielten die Bau- und Heimwerkermärkte in den Monaten April (1,99 Milliarden Euro) und Mai (2,01 Milliarden Euro).

Beim Blick auf die Sortimentsentwicklungen des Baumarkthandels verzeichneten laut GfK-Total-Store-Report die deutschen Bau- und Heimwerkermärkte 2013 mit den Sortimenten Sanitär/Heizung (1,86 Mrd. Euro), Bauchemie/Baumaterial (1,78 Mrd Euro), Anstrichmittel/Malerzubehör (1,36 Mrd. Euro) und Elektro (1,29 Mrd. Euro) die höchsten absoluten Umsätze. Betrachtet man bei den Sortimenten die Umsatzentwicklungen 2013 im Vorjahresvergleich, so sind Umsatzrückgänge besonders in den Gartensortimenten zu verzeichnen. So verloren die Warengruppen Lebendes Grün im Vergleich zum Vorjahr 10,3 Prozent und Gartenmöbel 3,3 Prozent an Umsatz. Weitere Umsatzrückgänge gab es bei Möbeln (minus 8,3 Prozent), Automotive (minus 7,6 Prozent), Freizeit/Saisonwaren (minus 6,8 Prozent) und Wohnen/Dekoration (minus 5,9 Prozent). Positiv entwickelten sich hingegen die Bereiche Haushaltswaren  (plus 6,7 Prozent), Eisenwaren/ Sicherheitstechnik (3,6 Prozent), Holz (3,4 Prozent) und Elektro (3,3 Prozent).

Mit Blick auf das kommende Geschäftsjahr 2014 zeigt sich BHB-Vorstandssprecher Huwer optimistisch. Zwar sei vor dem Hintergrund der Insolvenz der Baumarktgruppe Praktiker/Max Bahr nicht damit zu rechnen, dass die DIY-Branche das Umsatzvolumen des  DIY-Gesamtmarkts  vollständig werde halten können. Wahrscheinlich sei ein Drittel des Umsatzes nicht zu halten (rund 3 Prozent des Branchenumsatzes). Derzeit könne aufgrund aktueller Umsatzverläufe festgestellt werden, dass ein überwiegender Anteil der Umsätze der Praktiker-Gruppe in den Unternehmen der Branche gehalten werden könne und nicht verloren ginge oder abwandere. Für 2014 gelte es aber auch die Delle aus 2013 wettzumachen und damit rund 3 Prozent aufzuholen. „Aber für die 2014 im Markt aktiven Unternehmen der Bau- und Heimwerkermarktbranche rechnen wir mit individuell teilweise deutlichen Zuwachsraten“, so Huwer, dies insbesondere aufgrund der insgesamt stabilen Wirtschaftslage, eines anhaltend niedrigen Zinsniveaus und einer moderaten Inflation.

Die Entwicklung von Standortzahl und bundesweiter Gesamtverkaufsfläche stand 2013 ganz im Zeichen der Insolvenz von Praktiker/Max Bahr.  Insgesamt rund 320 Märkte der Marken Praktiker, Max Bahr und Extra Bau & Hobby waren und sind von den Insolvenzen betroffen. Der aktuellen Baumarktstrukturuntersuchung 2014 der Gesellschaft für Markt- und Betriebsanalyse (Gemaba) zufolge sorgten die Insolvenzen zwischen dem 1. September 2013 und dem 1. Januar 2014 für einen saldierten Standortrückgang um gut 170 Märkte mit einer gewichteten Gesamtverkaufsfläche von 100.000 Quadratmetern. Zum 1. Januar 2014 zählte Gemaba 2.198 Baumärkte mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 13,310 Mio. Quadratmetern, wobei von Wettbewerbern bereits übernommene Praktikermärkte sowie Max Bahr-Altstandorte und umgeflaggte Max Bahr-Märkte eingerechnet sind.  Damit ging die Gesamtzahl der Standorte von Bau- und Heimwerkermärkten gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent zurück, ebenso wie die bundesweite Gesamtverkaufsfläche (ca. 7 Prozent). Diese aktuelle Bilanz zum Jahresende 2013 ist laut Gemaba allerdings nur als kurzfristige Momentaufnahme zu sehen. An breiter Front finden weiter Verhandlungen zur Übernahme von Standorten statt. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2014 wird belastbar feststehen, welche Standorte in der Branche verbleiben. Als mittelfristige Folge der Praktiker-Insolvenz schätzt der BHB, dass sich die Zahl der Baumärkte auf einem Niveau um 2.250 Einheiten einpendeln wird. Die Umsatzeffekte für den Branchenumsatz hingen zudem von den individuellen Umbau- und Wiedereröffnungszeiten und der Qualität der weiterbetriebenen Standorte ab.

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